Irreführende Studie über die Nebenwirkungen von Melatonin
In der American Heart Association Scientific Session wurde von einer Studie berichtet, über die man hier nachlesen kann:
Darin wird behauptet, dass Melatonin zur Behandlung von Schlafstörungen mit einem erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden sei.
Der Bericht ist überschrieben mit dem Titel „Langzeitbenutzung von Melatonin zur Verbesserung des Schlafs könnte negative Gesundheitseffekte haben“.
Einen deutschen Bericht in verkürzter Form finden Sie bei Epoch Times unter diesem Link:
In der deutschen Übersetzung von Epoch Times steht dann in der Überschrift: „Forscher warnen, Langzeitschlafmittel können das Herz belasten. Melatonin als Schlafhilfe mit möglicher Belastung für Herzrhythmus und Blutdruck.“
Wenn man sich diese Studie jedoch genauer anschaut, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass es sich hier wieder um eine Fake-Studie handelt, die im Auftrag der Pharmaindustrie Nahrungsergänzungsmittel schlecht machen möchte. Denn wenn wir uns diese Studie genauer anschauen, dann ist das Design dieser Studie nicht geeignet, negative Nebenwirkungen von Melatonin in irgendeiner Form zu beleuchten.
Dazu werfen wir einen Blick in die Einschränkungen dieser Studie, die dort auch erwähnt werden. Wie ist man zu den betroffenen Daten gekommen?
Man hat sich Datenbanken angeschaut, die es in einigen Ländern über gesundheitliche Ereignisse gibt, zum Beispiel in Großbritannien oder in den USA. In manchen dieser Länder ist Melatonin verschreibungspflichtig, weswegen die Einnahme von Melatonin dann in dieser Datenbank auch dokumentiert ist. In den Ländern, in denen Melatonin frei verkäuflich ist, wie zum Beispiel in den USA, wird in der Datenbank natürlich nicht vermerkt, ob man Melatonin eingenommen hat oder nicht.
In der Studie wurden nun zwei Gruppen gebildet: eine Gruppe mit Schlafstörungen, die Melatonin laut Datenbank eingenommen hat, eine zweite Gruppe mit Schlafstörungen, die Melatonin laut Dokumentation nicht eingenommen hat.
Das Problem ist aber, dass in den USA die Einnahme von frei verkäuflichem Melatonin nicht in der Datenbank auftaucht, sodass vermutlich sehr viele Menschen aus der Gruppe „ohne dokumentierte Melatonin-Einnahme“ doch Melatonin genommen haben dürften, vielleicht sogar häufiger und mehr als in der Gruppe mit dokumentierter Einnahme, da diese ja an Melatonin nur über ein ärztliches Rezept gekommen sind.
Diese Einschränkung wird in der Studie auch ausdrücklich erwähnt. Man hat diese beiden Gruppen nun miteinander verglichen und kommt zu der Erkenntnis, dass nach der Einnahme von Melatonin ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Herzinsuffizienz, besteht.

Da letztendlich völlig unklar ist, ob und wie oft in der Gruppe ohne dokumentierte Einnahme von Melatonin dieses Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wurde, lässt die Studie somit keinerlei Rückschlüsse auf die Gefahren von Melatonin zu. Man vergleicht eine kleine Gruppe mit gesicherter Melatonin-Einnahme mit einer größeren Gruppe, bei der man bei vielen Menschen nicht weiß, ob Melatonin und wenn ja in welcher Höhe eingenommen wurde.
Wenn man dann noch berücksichtigt, dass Schlafstörungen sowieso ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen, sagt die Studie im Prinzip gar nichts mehr aus. Denn die festgestellten Veränderungen am Herzen könnten schlicht und einfach Folge der Schlafstörung sein.
Aber Hauptsache, man hat mal wieder eine Fake-Studie geschrieben und die Bevölkerung in Angst versetzt!
Dazu gibt es ja bereits einige Studien, in denen festgestellt wurde, dass sich die Einnahme von Melatonin positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt, indem zum Beispiel bei koronarer Herzkrankheit das weitere Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt oder aufgehoben wird. Diese älteren und schon bekannten Erkenntnisse stehen somit im kompletten Gegensatz zu den Aussagen dieser aktuellen Studien.
Insofern sehe ich diese Studie sehr kritisch und als einen erneuten Versuch der Pharmaindustrie, vor Nahrungsergänzungsmitteln zu warnen. Dazu passt eben auch, dass bereits in der Überschrift ein negativer Effekt von Melatonin unterstellt wird, obwohl er in der Studie gar nicht eindeutig belegt werden kann.
Negativ zu werten ist darüber hinaus auch der Bericht in der Epoch Times, der unreflektiert diese Aussagen übernimmt, in dem schon in der Überschrift angeführt wird, dass Langzeitschlafmittel das Herz belasten könnten.
Nun gibt es viele Menschen, die nur die Überschrift lesen und damit den (falschen) Eindruck gewinnen, dass Melatonin gefährlich sei. Genau das ist der Sinn solcher Veröffentlichung und deswegen kritisiere ich das hier in aller Form.
Ich werde mich jedenfalls dadurch nicht von der Einnahme von Melatonin abhalten lassen, da ich den deutlichen Eindruck habe, dass Melatonin für mich im Zusammenhang mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln sich sehr positiv auf meine Gesundheit ausgewirkt hat und weiter auswirkt.
Das Beitragsbild oben zeigt eine vulkanisch aktive Landschaft in der Nähe von Akureyri, Island. Die Pharmaindustrie wirft mal wieder mit Nebelkerzen. © 2011 by Ralf Tillenburg
Artikel vom: 16.11.2025
